Spezialthema

ÜBERWINTERN

Für so viele von uns ist er zu einer Art Sehnsuchtsort geworden: Ein richtiger Winter, mit Kälte, Schnee und Eis, wie wir ihn aus unseren Kindertagen kennen. Doch was für uns heute große Sehnsucht ist, war für unsere Vorfahren bedrohliche Realität, die sie vor große Herausforderungen stellte. Pieter Bruegels ikonisches Winterbild „Jäger im Schnee“ z.B. stellt Freuden und Leiden des Winters vor 400 Jahren dar:

Während sich im Hintergrund Schlittschuhläufer auf gefrorenen Sümpfen amüsieren, kehren die titelgebenden Jäger im Vordergrund gebückt, bedrückt und mit magerer Ausbeute ins Dorf zurück. Gleichzeitig ist eine ganze Familie bemüht, genug Brennbares für das wärmende Feuer zusammen zu tragen. Die Faszination des Winters ging früher Hand in Hand mit der Bedrohung, die von ihm ausging, und nur mit vereinten Kräften konnte er gut überstanden werden.

Gerade bei uns in den Alpen bedrohte der raue Winter Mensch und Tier mit extremer Kälte, Schneemassen und Lawinen, und vor allem Hunger. In hohen Lagen wie hier bei uns im Ötztal waren ganze Dörfer eingeschneit. Da galt es, über den Sommer so viele Vorräte wie möglich anzusammeln. Es wurde gejagt und geschlachtet, gedörrt, geräuchert, gebacken und eingekocht, um die Erträge der Sommermonate für den Winter zu konservieren.

Als Futterreserve für’s Vieh wurde das Heu eingeholt. Wärmende Winterkleidung wurde mühsam aus Schafwolle und Leder hergestellt. Das Heranschaffen der Holzvorräte aus den Wäldern hingegen wurde im Winter erleichtert, denn man konnte Transportschlitten einsetzen. Noch unsere Seniorchefin Margrit hat in Vent die Zeiten erlebt, wo man sich im Winter nur zu Fuß bewegen konnte, und alle Besorgungen mit Schlitten gemacht wurden. Für all dies bedurfte es der gebündelten Arbeitskraft und vor allem Zusammenhalt von Familie und Dorfgemeinschaft.

Trotz all dieser Schinderei brachte der Winter aber auch friedvolle und gemütliche Stunden: Egal wie laut der Schneesturm draußen tobte, wie lang bei -30 Grad die Eiszapfen vom Dach wuchsen und die Eiskristalle die Fensterscheiben belagerten, am Abend saß die ganze Familie gemütlich am Kamin oder am Herdfeuer beisammen. Bei Kerzenschein wurden Karten- und Würfelspiele gespielt, wie das noch heute beliebte Schnapsen und das sog. Schocken.

Es wurden Geschichten erzählt, gesungen, und natürlich auch getrunken und gegessen. Aus den im Sommer und Herbst konservierten Vorräten entstand Herzhaftes wie die Gerstlsuppe, Wildgerichte und das traditionelle Tiroler „Muas“, ein deftiges Mais Grießgericht, das bis heute am liebsten mit viel Butter genossen wird. Kurz, es gab sie auch, die behagliche Seite eiskalter Winterabende.

WINTER HEUTE

Heute dagegen hat sich die Bedeutung des Winters grundlegend gewandelt. Statt durch Schneemassen kämpfen wir uns durch überfüllte Einkaufsstraßen, statt Hunger herrscht Überfluss und Überdruss. Die unberührte Ruhe frisch beschneiter Landschaften ist vielerorts nasskaltem Nebel und Nieselregen gewichen, und so manches Kind hat in seinem Leben noch nie eine Schneeflocke zu Gesicht bekommen. Wie sehr sehnt man sich da doch oft nach den herrlich friedlichen Wintertagen früherer Zeiten.

Echter Winter und die damit einhergehende Stille und Entschleunigung ist inzwischen eine Seltenheit geworden, ein Kleinod, das nur noch wenigen beschieden ist.

Wir in der Angerer Alm gehören zu diesen wenigen Glücklichen, und sind dankbar, diesen Luxus mit Ihnen teilen zu können. Dank unserer privilegierten Lage auf 2.155m herrschen hier noch immer Kälte, Schnee und Eis. Auch heutzutage ist beispielsweise unser Timmelsjoch auf 2474m, eine den höchsten Alpenstraßen in Österreich, im Winter unpassierbar. Kein Wunder, erstrecken sich hier doch die Schneewände in den Sommer auf bis zu 8m Höhe! 

Aus vielen Bräuchen und Notwendigkeiten von früher sind aber liebgewonnene Traditionen geworden, die wir nach wie vor beibehalten, wie beispielsweise der Krampus als ungehobelter Gefährte vom Nikolaus, oder „Gemat“, das Neujahrswünschen der Dorfkinder am 8. Jänner. Die traditionellen Tiroler Werte Gastlichkeit und Gemeinschaftlichkeit vertritt auch die Angerer Alm mit ganzem Herzen. Wer schon bei uns zu Gast war, weiß, das eine heimelige, familiäre Atmosphäre bei uns großgeschrieben wird. Und auch der Zusammenhalt zählt bei uns als Familienbetrieb nach wie vor.

Auch wir sind über die Sommermonate fleißig damit beschäftigt, Vorbereitungen zu treffen, damit Ihr Winterurlaub unvergesslich wird. Und auch bei uns ist dabei jede Hand gefragt, jedem kommt seine eigene Rolle zu, um Ihnen zu ermöglichen, was so vielen vorbehalten bleibt: Die Freuden eines echten Tiroler Bergwinters.

Mit klirrender Kälte und wärmenden Kaminfeuer, mit Wintersport-Spaß auf frisch beschneiten Hängen und gemütlichen Abenden mit feinem Essen, einem guten Tropfen undfriedvollem Beisammensein in unserer warmen Stube.

Mit einer Hochgebirgsszenerie, die jedes Wintermärchen blass aussehen lässt. Ein Winter eben, von dem man sonst nur noch träumen kann!